Sonntag, der 1. Februar 2015

#INDOKREATIV: Netzwerken in Yogyakarta

INDOKREATIV

Yogyakarta ist eine Stadt mit mehr als 150 Kultureinrichtungen, wie Design- und Kunststudios, Galerien, Kollektive, Museen und Kunstcafes. Um einen Einblick in die Denkweise der Kreativszene Yogyakartas zu geben, berichte ich von einem Gespräch mit dem indonesischen Grafikdesigner und Kunstfotografen Anang Saptoto.

Am ISI (Seni Institut Indonesia) absolvierte Anang 2009 sein Fotografie Studium, nachdem er an der Akademie ADVY (Visuell Yogyakarta Design Academy) Grafikdesign studierte. Gleich zu Beginn seines Studiums (2002) gründete er mit einigen Freunden ein Kunst Kollektiv namens MES56.
MES56 ist ein Zusammenschluss von zeitgenössischen Kunstfotografen, die das Ziel verfolgen Kunstfotografie voranzubringen. Ihnen geht es dabei nicht um Geld, sondern um die Sache an sich. Jeder der Mitglieder ist selbstständig und führt nebenbei seine eigene Agentur. MES56 finanziert sich durch seine Mitglieder, die jeden Monat einen Beitrag zahlen. Davon werden Ausstellungsflächen, Drucke, und andere anfallende Kosten gedeckt. Zusätzlich werden zweimal im Jahr bei Ausstellung Bilder verkauft, was genug ist, um die Miete für zwei Jahre abzudecken.
Gestartet ist das Kollektiv in einer gemeinsamen Pension, deren Wohnzimmer später als Ausstellungsraum genutzt wurde. Sich anderen Ausstellungen und Künstlern anzuschließen war anfangs schwer, da Fotografie als Kunst in Indonesien nicht geläufig war. Zu ihren Ausstellungen luden sie berühmte Fotojournalisten aus Jakarta ein, die für Gäste sorgten. Nach kurzer Zeit war MES56 auch außerhalb Yogyakartas bekannt. Ihr Ziel, die Kunstfotografie in Indonesien bekannt zu machen, ging somit weiter voran. Schon 2003 stellten sie auf der Biennale Yogyakarta neben berühmten indonesischen Künstlern aus.

In die Kreativszene Yogyakartas einzutauchen ist nicht schwer. Die Menschen sind sehr offen und bereit Kontakte zu teilen und weiterzuhelfen. Auch untereinander ist dies der Vorteil des Kreativnetzwerks in Yogyakarta. Einen Wettbewerb unter den Agenturen und Kollektiven, wie wir es aus Deutschland kennen, gibt es nicht. Wenn es knapp wird, wird sich gegenseitig geholfen. Es geht um die Gemeinschaft, ähnliche Ziele zu verfolgen, Spaß zu haben, Interessen zu teilen und Yogyakarta als Kreativmetropole nach außen zu präsentieren.

„It is based on the thing itself, not on the money.“ Anang Saptoto

Auch wenn es im Studium wenig Möglichkeiten gibt im Team an Problemlösungen zu arbeiten, heißt dies nicht, dass Indonesier nicht gemeinschaftsorientiert sind. Ganz im Gegenteil fühlen sich Indonesier in der Gesellschaft immer einer Gruppe zugehörig. Auf der einen Seite kann diese Zugehörigkeit einen praktischen Nutzen haben, wie Verpflichtung und Gegenverpflichtung, z.B. in der Nachbarschaftshilfe oder im Kollektiv. Auf der anderen Seite hat es einen psychologischen Charakter, indem die Gruppenzugehörigkeit Schutz und Sicherheit nach außen vermittelt. Die Interessen der Gemeinschaft werden dabei über die des Individuums gestellt.

MES56

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