Sonntag, der 15. März 2015

#INDOKULTUR: Zeitverständnis

Zeitverständnis„Jam Karet“ (deutsch: Gummizeit) ist eines der ersten Wörter, die man in Indonesien lernt. Es beschreibt, dass Zeitfenster dehnbar sind. Unpünktlichkeit ist mit ein paar Ausnahmen erlaubt! Auch wenn Europäer versuchen zu spät zu erscheinen, sind sie meist immer die Ersten, die zu einer Verabredung kommen. Pünktlichkeit hängt vom Status der Person ab. Steht man in der Hierarchie weit oben, wird ein Zuspätkommen anderer nicht geduldet, allerdings ist es akzeptabel, Personen mit niedrigerem Status länger warten zu lassen. Bei wichtigen Terminen oder geplanten Workshops in der Hochschulkooperation wird jedoch Pünktlichkeit geschätzt. Meetings mit Tagesordnung gibt es meist nicht. Wenn ein grober Rahmen abgesteckt wurde, dient dieser eher zur Orientierung und nicht als feste Planung.

Die wichtigste Zeit in Indonesien ist die Gegenwart, die den anderen Zeiten übergeordnet ist. Anders als in Deutschland sind die Zeiten nicht verwoben, sondern werden separat betrachtet. Was im Hier und Jetzt passiert ist wichtiger als Dinge in der Zukunft. Dies ist auch der Grund warum es zu Verspätungen kommt oder Planungen für die Zukunft als nicht wichtig betrachtet werden. Bei plötzlich auftretenden Problemen in der Gegenwart ist das Improvisationstalent der Indonesier mit kreativen Lösungen gefordert. Beispiele für improvisierte Lösungen findet man überall auf der Straße, an Häusern und bei Befestigungstechniken von Gepäck und Ladungen auf Rollern und Autos.

Auf Grund des Klimas und der Religion haben Indonesier ein sehr pragmatisches Zeitverständnis. Das ganze Jahr über bleibt die Temperatur stabil und die Sonne geht regelmäßig um ca. 5:30 Uhr auf und um ca. 18:00 Uhr unter. Der Tag wird in fünf Abschnitte unterteilt:
Pagi (00:00 – 11:00 Uhr) Selamat Pagi (Guten Morgen)
Siang(11:00 – 15:00 Uhr) Selamat Siang (Guten Mittag)
Sore (15:00 – 17:00 Uhr) Selamat Sore (Guten Nachmittag)
Petang (17:00 – 19:00 Uhr) Selamat Petang (Guten Abend)
Malam (19:00 – 00:00 Uhr) Selamat Malam (Gute Nacht)

Zum Planen schaut man nicht in den Wetterbericht oder legt Früchte für den Winter ein. Erntezeiten gibt es das ganze Jahr, weshalb es keinen Druck wie in Deutschland gibt, die Ernte einzufahren. Das Jahr ist dabei in zwei Zeiten eingeteilt:
Trockenzeit: März/April bis Oktober
Regenzeit: Oktober bis März/April

Im Islam wird fünfmal täglich gebetet, was den Tagesablauf der meisten Indonesier bestimmt.
Fastengebet (Subuh 4:30 Uhr)
Mittagsgebet (Duhur 12:00 Uhr)
Nachmittagsgebet (Ashar 15:00 Uhr)
Abendgebet (Magrib 18:00 Uhr)
Nachtgebet (Isya 19:00 Uhr)

In den meisten Regionen wird nach dem Morgengebet mit der Arbeit begonnen. Wie in südeuropäischen Ländern wird in der starken Mittagshitze eine Pause eingelegt, um am Nachmittag die Arbeit wieder aufzunehmen. An hektische Arbeit ist beim indonesischen Klima nicht zu denken.
Zeit bedeutet in Indonesien nicht Geld, weshalb Dinge ohne Zeitdruck erledigt werden. Das Arbeitsvolumen richtet sich nach der Zeit, nicht wie in Deutschland die Arbeitszeit nach dem Arbeitsvolumen.


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