Montag, der 5. Juni 2023

Design Thinking Workshop in Indonesien

Wieder vor Ort in Yogyakarta

Plakat Design Thinking Week

Nach den digitalen Design Thinking Workshops der Corona-Zeit war eine 12-köpfige Delegation des Masterstudienganges Design und Medien im Mai 2023 erneut im javanesischen Kunst- und Kulturzentrum Yogyakarta. Zusammen mit Design-Studierenden der indonesischen Kunsthochschule Institut Seni Indonesia Yogyakarta (ISI) traf man sich zu einem  ›Entrepreneurial Design Thinking Workshop‹.

Design Thinking with Spellmeyer

Entrepreneurial und transkulturell

Entlang der Methodik des Design Thinking nach dem hannoverschen Modell führte Prof. Gunnar Spellmeyer durch das intensive Programm mit rund 50 Teilnehmenden. Der Vizerektor des ISI eröffnete den Workshop würdevoll und die Delegation hörte erstmals die indonesische Nationalhymne. Das ISI hat für ideale Rahmenbedingungen gesorgt und organisierte Werksbesichtigungen bei u.a. Cocoon Asia und Pt. Timboel, Museen und Galerien wie z.B. Tirtodipuran Link – eine Art Kunst- und Collaboration Space. Die Besuche boten reichlich Anlass, sich über die unterschiedlichen Kulturen, künstlerischen Positionen oder auch gemeinsamen Haltungen bzgl. Umwelt- oder Arbeitsschutz auseinanderzusetzen. Neben diesen kulturellen Brückenschlägen galt es auch, Potenziale gemeinsamer Aktivitäten oder Gründungsvorhaben auszuloten und beispielhaft umzusetzen. Auch konnten mittels Design Thinking Verbesserungspotenziale bei den besichtigen Unternehmen aufgezeigt werden – sehr zum Interesse der beteiligten Partner.

Cocoon Asia Design Thinking

Affinitätsräume

Im Sinne des hannoverschen Modells begreift Spellmeyer das Design Thinking weniger als Methodik, noch als Toolbox oder lediglich exploratives Arbeitsprinzip. Für ihn ist Design Thinking eine Kultur des Umgangs mit der Realität.

Wenn dann die südostasiatische Kultur und die mitteleuropäische Kultur zusammenkommen um Welt zu erzeugen, dann kann dies nur über die diskursive und erfinderische, gegenseitige Anverwandlung gelingen. Dann geht es weniger um die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen religiösen Gemeinschaft bzw. zu der ein oder anderen Statusgruppe. Es geht nicht um die exklusive Mitgliedschaft zu einer gewohnten ›community of practice‹, sondern laut Spellmeyer eher um einen Affinitätsraum. In diesem offenen Raum im weitesten Sinne, finden sich Teilnehmende jeglicher Art zusammen, können sich selbst neu ausprobieren und verfolgen doch ein gemeinsames, verbindendes Interesse. Ein Raum, der es den Teilnehmenden erlaubt, ihre Rollen selbst zu bestimmen und doch eigene Kompetenzen nach Belieben einzubringen. Ein hierarchiefreier Raum, in dem die Gemeinschaft lernt und Lehrende sich inmitten des Lernprozesses begleitend, motivierend und reflektierend einbringen.

Dr. H.c. Ceremony

Ehrendoktor

Seit 2013 setzt sich Gunnar Spellmeyer für die Kooperation mit dem ISI ein: 7 Workshops in Yogyakarta, 2 digitale Workshops während der Corona-Pandemie, einige Keynotes auf internationalen, digitalen Konferenzen, die Beratung des ISI beim Aufbau eines mittlerweile erfolgreich platzierten Produktdesign-Studienganges und der Austausch von Studierenden- und Lehrenden kennzeichnen einen vitalen akademischen Austausch, der sich auch in der dritten Unterzeichnung eines ›Memorandum of Understanding‹ zwischen der HsH und dem ISI widerspiegelt. Auch wenn es sich schon angekündigt hatte – Spellmeyer war aufgefordert ein umfangreiches Paper einzureichen –, so kam die Verleihung eines Ehrendoktor-Titels am 11. Mai 2023 doch überraschend: so unerwartet im Mai und so sehr zeremoniell. In einer 3-stündigen Würdigung wurden dem Jesuiten-Pater Karl Edmund Prier und Gunnar Spellmeyer der Titel ›Dr. h.c.‹ verliehen.

»In recognition of his outstanding achievement in the field of Industrial Design, Design Thinking and Innovation We confer this honour with all the rights, privileges, and responsibilities thereunto appertaining« heißt es auf der Urkunde des Indonesia Institute of the Arts of Yogyakarta.

Ivada Ariany, Patricia Schmelzeisen, Gunnar Spellmeyer, Melanie Köster

Spellmeyer zeigte sich überwältigt von den traditionellen Riten, den musikalischen und tänzerischen Darbietungen, von Amtsketten und Ordenstrachten. »Dass so viele frühere Workshop-Teilnehmende, Studierende wie auch Lehrende, aus Jakarta, Bandung und sonst wo anreisten, hat mich restlos bewegt und wird mir nachhaltig in Erinnerung bleiben.« Die Verleihung ist laut Spellmeyer auch Ansporn für den Ausbau der Kollaboration, die »ohne das Internationale Büro der Hochschule Hannover, insbesondere Patricia Schmelzeisen und Melanie Köster« so nicht denkbar gewesen wäre.

Auch erinnert Spellmeyer dankend an Pitt Berkemeyer, der in seiner Funktion beim GIZ 2013 den Grundstein für die Kooperation gelegt hat.