Thursday September 21st, 2017

Hannover in Yogyakarta
Friendly. Creative, Open Minded – was Masterstudenten erleben

Sorry, this entry is only available in German.

“Jetzt?” “Ja oder?” “Okay. Los.” Der Hamburger Flughafen hat noch nie ein schöneres Geburtstagsständchen gehört. Gunnar nimmt sichtlich peinlich berührt unser Geschenk und einen Blaubeermuffin entgegen. Pustet die Kerze aus. Gespannt warten wir auf seine Reaktion. Wir haben eine 30-stündige Reise vor uns. Die Happy Socks kann er vielleicht ganz gut gebrauchen.

Indonesien begrüßt uns mit 32 Grad Außentemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent. Verunsichert stehen wir mitten auf dem Rollfeld vom Flughafen Yogyakarta. Direkt neben uns starten und landen die Flugzeuge. Von den deutschen Sicherheitsstandards müssen wir uns ab hier verabschieden, was uns überraschend leicht fällt. Vielleicht liegt es an den Strapazen der langen Reise oder der Vorfreude auf das, was vor uns liegt: Gleich treffen wir auf unsere indonesischen Freunde der ISI Hochschule. Neugierig machen wir uns also auf in Richtung Flughafenhalle. Richtung Workshop. Richtung Abenteuer.

»friendly. creative. open minded.«

“Beschreibe dich mit drei Adjektiven.” Dienstagmorgen. 9 Uhr. Der Design-Thinking-Workshop beginnt. Nach der offiziellen Begrüßung von deutscher und indonesischer Seite starten wir mit dem ersten Energizer. Im Campus-Zentrum des Institut Seni Indonesia Yogyakarta stehen 14 deutsche Masterstudenten und 30 indonesische Designstudenten unter freiem Himmel im Kreis. 44 Namen und jede Menge Adjektive.

Über die erste Barriere stolpern wir recht schnell: Die Sprache. Spätestens jetzt müssen wir aus unserer Komfortzone heraustreten und aufeinander zugehen. Der Mut vor einer großen Gruppe nicht in der Muttersprache zu sprechen, muss erst noch angesammelt werden. Zum Ende des Workshops ist diese Hemmschwelle jedoch verschwunden.

Um während des Workshops gemeinsam zu arbeiten und einen interkulturellen Austausch zu fördern bilden wir gemischte Teams. In der kleinen Gruppe räumen wir mit Klischees und Vorurteilen auf. Was, ihr seid gar nicht alle pünktlich?

Deutsche und indonesische Masterstudenten starten ihren 14-tägigen Workshop

Was machen diese Masterstudenten da überhaupt?

In dem diesjährigen Design-Thinking-Workshop arbeiten wir mit drei Praxispartnern aus dem Textilbereich zusammen die sich auf die Produktion von Taschen und Rucksäcken spezialisiert haben. Da viele Studenten zum ersten Mal einen Design-Thinking-Prozess durchlaufen, holt Gunnar uns während des Workshops regelmäßig mit Methoden und Diskursen ab. Zu Beginn der Arbeitswoche besuchen wir die einzelnen Unternehmen und entwickeln unterschiedliche Problem Statements. Ziel des Workshops ist, einen Lösungsansatz für das jeweilige Problem zu präsentieren. Durch die interkulturelle Gruppenbildung fließen die unterschiedlichen Arbeitsweisen von deutscher und indonesischer Seite zusammen. Gemeinsam als Gruppe zu funktionieren, sein Wissen zu teilen und sensibel auf den Gegenüber einzugehen sind Erfahrungswerte, die wir durch den Workshop mitnehmen

»yiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii ha!«

Spaghetti-Marshmallow-Challenge: Welches Team baut den höchsten Spaghetti-Turm? Der Mix aus spielerisch-kreativen und intensiven Arbeitsphasen schweißt die Gruppen in kurzer Zeit fest zusammen. Das wachsende Gruppengefühl sorgt dafür, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen wollen. An unseren freien Tagen erkunden wir Yogyakarta gemeinsam mit den indonesischen Studenten. Für uns ist es spannend zu sehen wo sie ihre Freizeit verbringen, von welchen Orten sie sich inspirieren lassen, was sie außerhalb der Universität begeistert. So finden wir uns Freitagabend in einer Karaokebar wieder. Hit me Baby, one more time!

Sate ayam

In den insgesam 18 Tagen probieren sich die deutschen Masterstudenten einmal quer durch die indonesische Geschmacksvielfalt: Wer exotische Früchte liebt, ist in Indonesien sowieso genau richtig. Bei der Frucht aller Früchte, die Durian heißt es – “You love it or you hate it”. Wir stellen fest, dass das Essen ein großer Teil der indonesischen Kultur ist. Gerne zelebrieren die Indonesier ihre Mahlzeiten. Neben der Auswahl an landestypischen Köstlichkeiten kommen wir durch unsere Buddys in den Genuss diese an einzigartigen Orten zu genießen.

Master- und Designstudenten aus Dutschland und Indonesien beim gemeinsamen WorkshopTerima kasih !

Umgeben von Reisfeldern, die von der untergehenden Sonne in einen Schimmer getaucht sind, feiern wir den Abschluss des Workshops. Wir sind überwältigt von der Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wurde und dem Engagement, mit dem unser Aufenthalt gestaltet wurde. Gerne würden wir uns dafür revanchieren und hoffen auf ein erneutes Zusammenkommen in Deutschland. Aber bis dahin: Terima kasih – Danke, ISI Yogya.

Can we take a picture with you?

Ein bisschen Sightseeing darf natürlich nicht fehlen. Unabhängig von dem Workshop besuchen wir die Tempelanlagen Prambanan und Borobudur. Die Eindrücke, die wir von diesen Besuchen mitnehmen sind unbeschreiblich. Während des Sonnenuntergangs stehen wir auf der größten Tempelanlage Indonesiens und lauschen den Gebetsgesängen.

Sightseeing in Yogyakarta für die hannoverschen MasterstudentenÜberwältigt von den letzten zwei Wochen kommen wir auf der Insel Karimunjawa an. Weit weg von dem Trubel in Yogyakarta, können wir in ruhiger Atmosphäre das Erlebte gemeinsam reflektieren. Die vom Tourismus unberührte Insel versetzt uns in eine innerliche Ruhe und langsam verabschieden wir uns von diesem Land.

Mit einem weinenden Auge, weil es so ein besonderes Erlebnis war, was nun zu Ende sein soll. Mit einem lachenden Auge, weil wir mit einem Koffer voller neuer Erfahrungswerte heimkehren.

Sarah Hillmer