Patrice Kunte

KOPFSACHE PORTRAIT

Name des/der Masterstudenten/in: Patrice Kunte
Abschlusssemester:
Schwerpunkt/e der Arbeit:
Erstprüfer:
Zweitprüfer:

Die Portraitfotografie ist fast so alt wie die Fotografie selbst. Wo einst die Modelle mit Hilfe einer Kopfstütze fixiert wurden, um überhaupt ein scharfes Bild zu bekommen, drücken wir heute nur noch auf den Auslöser unserer Digitalkamera. Was im 19. Jahrhundert der Oberschicht vorbehalten war, kann jeder heute mit seinem Handy fotografieren. Es wird gepostet, gedruckt, geklebt und gezeigt. Natürlich nur von der besten Seite. Was nicht gefällt, wird gelöscht oder am Computer retuschiert. Fotografien sind zu einer Selbstverständlichkeit geworden, bei der die Tiefgründigkeit oft verloren geht – was bleibt ist die digitale Kopie einer Oberfläche.

Doch wie können tiefgründige, authentische Bilder entstehen? Ist es überhaupt möglich, solche Portraits anzufertigen? Meine Arbeit zeigt, dass die Suche nach der Abbildung des Inneren – dem persönlichen Portrait – seit Anbeginn der Fotografie zu finden ist und sich im Laufe der Zeit immer weiter von der menschennahen Darstellungsform entfernt hat. Im Laufe meiner theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit der Portraitfotografie zeigt sich, dass eine Darstellung des Menschen, das Aufzeigen innerer Gefühlszustände oder Gedanken, nicht möglich ist. Manchmal erweckt Fotografie den Anschein als kehre sie das Innere nach Außen, allerdings ist und bleibt sie eine subjektive Darstellungsform, die ein komplexes Kräftefeld verschiedener Faktoren beschreibt und von äußeren Einflüssen flankiert wird. Meine theoretische und praktische Arbeit zeigt, dass es eine Darstellung des Inneren nicht geben kann, aber die Fotografie es vermag Zeugnis zu sein – Zeugnis einer persönlichen Begegnung. Um dieser Form des Zusammentreffens von zwei oder mehreren Menschen zu beschreiben, bediene ich mich der Theorien von Rom & Ori Brafmann, die sich mit dem magischen Moment der persönlichen Begegnung beschäftigen. Die von den Brüdern aufgeführten Punkte, welche eine persönliche Begegnung beeinflussen, versuche ich auf die Portraitfotografie zu transferieren und einen Vergleich herzustellen.

Meine Arbeit ist als eine Auseinandersetzung mit dem Genre, seiner Geschichte und Theorien der persönlichen Begegnung zu verstehen. Sie zeigt keine in sich geschlossene fotografische Arbeit, sondern offene Versuchsreihen meiner Auseinandersetzung mit der Portraitfotografie. Entstanden ist das Buch „4|5“, welches die praktischen und theoretischen Ergebnisse meines Prozesses aufzeigt und zusammenfasst.