Donnerstag, der 23. April 2020

Was macht eigentlich: Scholz?

Was macht eigentlich: Martin Scholz – er ist Professor für Kommunikation und Projektmanagement und unterrichtet seit 2013 im Master Design & Medien die Medientheorie und die Projektorganisation – wenn er nicht gerade Dekan war und durch Lehrbeauftragte vertreten wurde. Seit dem 1. März 2020 ist Scholz nun im Forschungssemester und macht eigentlich was?

Reportagefotografien und Weimarer Republik

Martin Munkacsi

Er forscht über die mögliche Beziehung von Reportagefotografien der 1920er Jahre zu den Filmen der Weimarer Republik, d.h. er untersucht, was diese beiden Massenmedien – die in den 1920er Jahren noch starken Experimentierbewegungen unterworfen sind – gestalterisch miteinander gemein haben. Die Medien sind Teil einer sich damals im radikalen Umbruch befindlichen Gesellschaft und damit Teil der erheblichen sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen der deutschen Zwischenkriegszeit von 1918-1939. Eine derartige Untersuchung erfasst die Entwicklung der konkreten Bildgestaltung im Spiegelbild ihrer Wirkungsweise in der Gesellschaft.

1927 schreibt Siegfried Kracauer: „In der unendlichen Reihe der Filme kehrt eine begrenzte Zahl typischer Motive immer wieder; sie zeigen an, wie die Gesell­schaft sich selber zu sehen wünscht. Der Inbegriff der Filmmotive ist zugleich die Summe der gesellschaftlichen Ideologien, die durch die Deutung dieser Motive entzaubert werden.“

Forschungsprojekt …

Kino und illustrierte Zeitung/Zeitschrift bilden Anteile der Gesellschaft ab, also Motive, Wünsche, Ängste. Die Medien interagieren untereinander, z.B. in der Darstellung von Bewegung, als Froschperspektive, mit der ‚schrägen Kamera‘, oder als Rotationsbilder, und reagieren auf ihre Umwelt. Die Medien sind bei weitem nicht nur passiv, sie müssen vielmehr als aktiv am Gesellschaftsdiskurs teilnehmende Akteure mit je eigenen Standpunkten verstanden werden. Insofern versteht dieses Forschungsprojekt die Zeitschriften und Kinofilme der Weimarer Republik als eine visuelle Kultur, als ‚Plattform der Gesellschaft‘, die Medien sind zugleich Abbild und Antreiber.

… in Zeiten von Corona

In diesem Forschungsprojekt untersucht und vergleicht Scholz in erster Linie die Fotografien, die es in Büchern, Museen, Sammlungen und Archiven gibt, mit den Filmen dieser Zeit und versucht die gestalterischen Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede zu katalogisieren. Corona erschwert dies nun aktuell etwas, da alle Bilder-/Filmsammlungen und zugehörige Forschungseinrichtungen für den Publikumsverkehr geschlossen sind, aber es bleiben immer noch die gedruckten Fotografien, die Filme, das Internet und die Fachliteratur.

Wolfgang Weber, Martin Scholz, Hochschule Hannover,

Beziehung von Medien – mit Methode

Am Ende, wenn alles tatsächlich so zutrifft wie die Hypothese es behauptet, entsteht am Beispiel dieser beiden Medien vielleicht eine Methode, wie die Beziehung von Medien untereinander grundsätzlich beschrieben werden kann: als eine sich selber beständig verändernde Evolution von Gestaltung(en).