Mittwoch, der 24. Oktober 2018

Wochenzettel 18/42
„Gehirnen musst Du!“

Nachdem wir uns von der ereignisreichen Woche inklusive des Schulterblicks erholt haben, sind wir wieder höchst spannend und mit extra viel Realitätsbezug in die neue Woche gestartet. Den ersten Teilkurs abschließend, haben wir uns in der Medientheorie bei Prof. Dr. Martin Scholz mit den Aussagen des Philosophen Pierre Lévy und denen des Medien-und Kommunikationstheoretikers sowie Designwissenschaftlers Norbert Bolz auseinandergesetzt. Uns wurde die Wichtigkeit noch einmal mehr bewusst, Quellen immer in ihrem zeitlichen Kontext zu betrachten und wir mussten feststellen, dass wir uns dank unserer aufklärerischen Wegbereiter in einer Zeit befinden, in welcher jeder selber entscheiden muss / darf und auch alleinig die Verantwortung für sein Handeln trägt.

Hierbei muss eine grundkritische Haltung eingenommen werden und alles auch immer hinterfragt werden, was im Zeitalter der digitalen Kommunikation noch einmal mehr an Wichtigkeit erhält, denn hier verwischen die Spuren zwischen Realität und Fiktion / Original und Fälschung. Was hat der Deutsche Werkbund mit der Vernichtung von Daten zu tun? Mit immer mehr Informationen bombardiert, können wir als Designer uns auch als „Datenvernichtungsinstanzen“ betrachten.­ Indem wir Entscheidungen treffen, etwas entwerfen, entscheiden wir uns gleichzeitig auch immer gegen etwas Anderes und damit gestalten wir unser gesellschaftliches Miteinander aktiv mit.

Wir haben uns die Bedeutung von Schrift als Möglichkeit des Austausches von Informationen (was ist eigentlich der Unterschied von Daten und Information? Und was ist Wissen?) bewusst gemacht, wodurch eine generationenübergreifende Vernetzung möglich wird. Denn nur so kann überhaupt Sinn entstehen, der Sinn liegt in der Gemeinschaft und ist in stetiger Veränderung, wie auch die Sprache einem ständigen Fluss unterworfen ist. Diese Gemeinschaftsleistung bezeichnet Lévy als den „Hypertext“.

Master-Studium Medien&Design an der Hochschule Hannover

Kommunikation ist höchst aktiv und Sprache höchst demokratisch!

Am Dienstag ging es dann mit Meike Seidel und Gudrun Heindorf um die Reflexion des Schulterblicks, bei welcher wir richtig wertvolle Tipps an die Hand bekommen haben. Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen. Wie haben wir uns gefühlt? Vorher – Nachher – und während des Schulterblicks und was brauchen wir, um weiterzumachen? Unsicherheit, dieses Gefühl hatten viele von uns. Manchmal vorher, währenddessen und danach weniger oder aber vorher nicht und dafür währenddessen und hinterher? Alles war vertreten und insgesamt umso lohnenswerter, dass wir bereits so früh in diesem Semester mit solchen Gedanken konfrontiert wurden. Denn das ist der Motor für ein gutes Gelingen der Masterarbeit.

Viele lohnenswerte Tipps, Denkanstöße, Literaturempfehlungen, kritische Fragen. All das hilft uns bei unserem weiteren Vorgehen. Einige wären lieber einen Deut mehr „gestört“ worden und andere wurden nach ihrem Empfinden zu sehr „gestört“ bzw. sind jetzt sehr verunsichert, es wurde auf jeden Fall „ganz viel losgetreten“. Aber was wir alle erfahren haben: „Reden hilft“!

Was brauchen wir für unser weiteres Vorgehen? Auf jeden Fall die richtigen Entscheidungen, das Thema einzugrenzen /zu konkretisieren /Struktur reinzubringen und somit auch Dinge loszulassen, den Austausch mit Anderen, Zeit und viele viele klare Gedanken. „Gehirnen musst Du“ wie Gudrun es nicht besser auf den Punkt hätte bringen können…

In Ästhetik 1 bei Prof. Dr. Weltzien wurde mit der Präsentation der Referate begonnen. Roland Barthes „Realitätseffekt“ hat hier den Auftakt einer spannenden Referatsreihe gemacht. Was ist Realität? Realität ist nicht einfach da. Das, was wir für real halten, ist kulturell entstanden und eine Story wird erst mit insignifikanten Details zur Geschichte. Auch das, was wir nicht sehen und was wir erwarten würden wird Teil der Erzählung /ebendieser Bruch der Erwartung erzeugt Atmosphäre.

In der Diskussion kamen wir auch nochmals auf das zurückliegende Symposium zur „Immersion“ zu sprechen, welche ja in so vielen verschiedenen Bereichen des Lebens anzutreffen ist und so natürlich auch in Büchern, sofern der Autor gut „Realitätseffekte“ eingebaut hat. Keith Negus „Kreativität und die Kulturen der Produktion“ hat uns die Verwobenheit von Kommerz und Kreativität vor Augen geführt und dass der Kommerz die Kreativität immer weiter regulieren möchte. Spannend auch die Erkenntnis, dass wir als Designer ja „Problemlöser“ sind, denn da setzt Gestaltung ja erst an. „Es braucht einen Anlass, um aktiv zu werden“

Jenny Lethgau-Koch