Master Design und Medien: Welt erzeugen – Zukunft erfinden

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Unsere Welt verändert sich in zunehmendem Tempo. Design und Medien erhalten in dieser Dynamik eine wachsende Bedeutung. Auf dem Weg von einer Gesellschaftsform, die immer weniger durch industrielle Produktion bestimmt wird hin zu einer, die sich immer mehr durch den Fluss von Informationen definiert, nehmen die Gestalterinnen und Gestalter dieser Flüsse wirtschaftlich und sozial entscheidende Positionen ein.

Der Masterstudiengang Design und Medien an der Hochschule Hannover bereitet die Absolventen darauf vor, in diesem Wandlungsprozess Verantwortung zu übernehmen. Damit ist gemeint, dass sie sich nicht nur als passive Zeugen dieses Wandels begreifen, sondern sich ihrer aktiven Rolle bewusst sind: Design erzeugt Welt, Design bringt Zukunft hervor. Designerinnen und Designer sind Motor dieser Dynamik und zentrale Steuerinstanzen.

Solcherart reflektierte Gestalterpersönlichkeiten blicken über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinaus und sehen sich in einem breiten gesellschaftlichen Horizont. Damit sind sie in der Lage, leitende Positionen in Kultur, Medien und Wirtschaft zu besetzen. Die Perspektiven für Absolventen finden sich im mittleren und höheren Management von Design-Unternehmen oder Kultureinrichtungen, im Zugang zum Behördendienst, zur Hochschullehre und als Selbstständige im Medien- und Designbereich.

Mit diesem Anspruch geht der Masterstudiengang über die Bachelorausbildung hinaus und vermittelt in zwei Semestern Regelstudienzeit relevante Zusatzqualifikationen in den Bereichen Konzeption, Theorie und Methodik, Kommunikation, Designmanagement und ergänzenden spezialisierten Angeboten. An interdisziplinären Schnittstellen wird mit Kreativen aller Spezialisierungen an gemeinsamen Entwürfen gearbeitet, die Ergebnisse wissenschaftlich reflektiert und daraus allgemein anwendbare Gestaltungslösungen entwickelt. Qualifikationen wie Zielformulierung, Teamentwicklung und Selbstmanagement werden gefordert. Zusätzlich wird Wert auf einen vertieften Umgang mit aktuellen Designtheorien und ein historisches Verständnis von Designpraktiken gelegt. Über diese so gewonnene Metaperspektive werden die Absolventen befähigt, eine eigene fundierte Position innerhalb der Kreativwirtschaft zu entwickeln.

Die sehr gute Ausstattung im eigens eingerichteten Masterlabor und die hohe individuelle Betreuungsdichte durch Professoren wie externe Experten sind Garant für ein forderndes und förderndes Studium.

Studienphilosophie: Hannoversches Modell

Die Ansprüche und Richtlinien des „Master Design und Medien“ lassen sich in einem fünf-Punkte-Programm zusammenfassen.

1. Welt erzeugen, Zukunft erfinden

Die digitale Revolution bringt grundlegende Veränderungen in der Gesellschaft insgesamt und insbesondere im Kultur- und Kreativbereich in Gang. Wir gehen davon aus, dass es sich dabei nicht nur um den Übergang von einem alten stabilen Zustand in einen neuen handelt, sondern dass Fortschritt überhaupt nur in einer transformatorischen Dynamik möglich ist. Wo die Veränderung endet, erstarrt das Wachstum.

Wenn Wachstum nicht mehr quantitativ gemessen werden kann (immer mehr Produkte für immer neue Bedürfnisse), sondern qualitativ (immer bessere Produkte für eine Welt begrenzter Ressourcen), überholt die Fähigkeit zur Kreativität die Fähigkeit zur Produktion von Dingen. Philosophen und Ingenieure, Musiker und Programmierer, Dichter und Designer erschaffen gemeinsam die Welt, in der wir leben. Wir sind nicht vom Markt beherrscht, wir sind selbst der Markt. Design besetzt in diesem welterschaffenden Segment eine Schlüsselposition. Das bringt eine hohe Verantwortung mit sich, aber auch eine ausgesprochen positive und optimistische Perspektive.

2. Kreativität als Kernkompetenz

Design in einer Schlüsselposition lässt sich über die Bestimmung der Kreativität als Kernkompetenz begründen. Wo sich die postindustrielle Gesellschaft allmählich in eine Wissensgesellschaft wandelt, wo statt mit Waren mit Informationen gehandelt wird, da kommt der Kreativität als Fähigkeit zu flexibler Problemlösung jene Machtfunktion zu, die früher Fabriken und andere Produktionsmittel besaßen. Kreativität (oder Einbildungskraft) ist das Organ der stetigen Verwandlung und Grenzüberschreitung. Designer sind insofern Spezialisten für interdisziplinäre, institutionen- und kulturübergreifende Kommunikation.

Jenseits von einem kompetitiv definierten Kapitalismus kann die Kreativwirtschaft vorbildlich sein für ein Modell von Wachstum, das nicht im Gegeneinander sondern im Miteinander funktioniert. So kann Fortschritt gedacht werden als ein Wettbewerb kreativer Ideen anstatt sich gegenseitig ausschließender Konkurrenz. Kreativität bedeutet Gestaltung von Interdependenz statt Dominanz und Verdrängung.

3. Design als gesellschaftlicher Akteur

Die Herausforderungen sind gewaltig: Klimawandel und Umweltzerstörung, Finanzkrisen und Armutsmigration, Kriege um knapp werdende Ressourcen und inkompatible Weltbilder mit universellen Ansprüchen, Globalisierung und demografischer Wandel – um nur einige der drängenden Probleme zu nennen. Design nimmt darauf Einfluss: etwa durch die Wahl bestimmter Materialien, Formsprachen, Produktionsweisen oder Distributionswege. Freilich lassen sich die Probleme nicht schlagartig durch ein gelungenes Design lösen. Jede Gestaltungsentscheidung kann aber eine Tendenz in die eine oder andere Richtung beeinflussen.

Jeden Designer für sich und Design insgesamt als kulturelle Praxis verstehen wir als Akteur, der erzeugt, woran er leidet. Theoriediskurse sind insofern keine nachträgliche Abstraktion dessen, was Design tut, sondern nur über die Reflektion und Selbstrechtfertigung ist der Designer in der Lage, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Design ist so verstanden immer schon praktizierte Theorie. Gutes Design ist, davon sind wir überzeugt, nicht nur vitaler Akteur im sozialen Ganzen, sondern aktiviert darüber hinaus die Nutzer zu eigenem kreativen Handeln. Gutes Design ist partizipativ, es eröffnet Optionen und schränkt sie nicht ein.

4. Entwerferpersönlichkeit

Durch den Masterstudiengang soll in diesem Verständnis die Entwicklung der Persönlichkeit der Absolventen unterstützt werden. Kreativität als größtmögliche Freiheit des Handelns kann Aktion als existentiellen Akt erfahrbar machen (existo=hervortreten, emportauchen). Design wird als intentionale Tätigkeit begriffen, ohne dabei von psychodynamischen Hintergründen, von Fremd- oder Eigeninteressen getrieben zu sein. Eine solche Entwerferpersönlichkeit wird an der Sache orientiert und mit Emphase, Anschlussfähigkeit, Motivation, Toleranz, Professionalität, Einstellungskompetenz und Dialogfähigkeit ausgestattet sein.

Fern von einer Genieästhetik soll sich die Entwerferpersönlichkeit als produktiver Teil einer Gemeinschaft, eines Teams, eines Unternehmens, einer Kultur, einer Gesellschaft verstehen, dessen Leistungen im Kontext und in Relation zu den Leistungen Anderer Wert erhalten. Gleichwohl ist sie sich ihrer Macht bewusst, den Gesamtprozess beeinflussen, initiieren und motivieren zu können.

5. Design als Prozess

Design wird im Masterstudiengang als Gesamtheit jener Prozesse verstanden, die Informationen in Dinge verwandeln und Dinge in Handlungen überführen. Gestaltet wird nicht nur ein Gegenstand oder ein Produkt, sondern in der Gestaltung werden Prozessketten von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung oder der Umnutzung mitgeformt. Der Anspruch, möglichst viele Faktoren und Felder, die vom Design berührt werden, im Blick zu halten, gepaart mit dem Wissen, dass eine vollständige Kontrolle unmöglich ist, macht unser Designverständnis aus.

Design diktiert immer Bedingungen, indem es stets bestimmte Nutzungsweisen, Handlungsoptionen oder Bewegungsmuster privilegiert und andere erschwert. Mit diesen Bedingungen offen und reflektiert umzugehen, ist nach unserem Dafürhalten ein Kriterium gelungenen Designs.